Der Medienbruch an sich

Heute habe ich bei der Bahn angerufen.
Ich kann immer noch nicht ganz glauben, was ich da erfahren habe.
Okay, ich versuch’s kurz zu machen (klappt eh‘ nicht).

Ich hatte meine BahnCard gekündigt, damit sie sich nicht automatisch verlängert. Das hatte ich per E-Mail fristgerecht getan, jedoch nie eine Bestätigung erhalten. Als sich herausstellte, dass ich meine BahnCard nun doch weiter brauchen würde, habe ich sie – wieder per E-Mail – verlängert, bzw. die Kündigung storniert. Wieder keine Antwort von der Deutschen Bahn.

Letzte Woche habe ich dann mal angerufen. Nein, sagte der Herr im Call Center, er hätte nur die Kündigung, nicht aber die Verlängerung. Ich könne zum Schalter gehen, oder telefonisch verlängern. Ich: „Dann telefonisch bitte.“ Er: „Dann brauche ich Ihre Kontonummer.“ Ich: „Gut, gern: 132..“ Er: „Nein, das brauche ich schriftlich.“ Ich: „Per E-Mail geht auch?“ Er: „Ja, das geht auch.“ „Danke.“ „Bitte.“

Gesagt, getan: E-Mail geschrieben und nach einer Woche wieder keine neue BahnCard im Briefkasten und auch keine Bestätigung per Mail, obwohl ich explizit darum gebeten hatte.

Also wieder anrufen. Diesmal eine nette Dame: Nein, eine Stornierung der Kündigung ginge nicht, aber eine neue Karte könne man beantragen.
Ich fragte sie, warum sie denn auf meine Mails nicht antworten würden. Sie: „Wir bekommen 30.000 Anrufe am Tag, die wir gar nicht alle annehmen können. Deshalb schreiben die Leute dann E-Mails, die dann auch liegen bleiben.“ Ich: „Aber Sie haben meine Mails bekommen, und können sie jetzt als bearbeitet markieren? Nicht dass ich morgen eine BahnCard am Schalter kaufe und eine weitere zugesandt bekomme. Ich habe meine letzte Mail am 14.9. geschickt.“
Sie: „Das Datum kann ich hier nicht sehen. Wir bekommen die E-Mails ja auch immer mit ein paar Tagen Verspätung.“
Ich: „Warum?“
Sie: „Wir haben hier in Berlin gar keine E-Mail und kein Fax. Die E-Mails kommen in Frankfurt an. Dort werden sie ausgedruckt und zusammen mit der Briefpost zu uns nach Berlin gebracht. Wir scannen das dann alles ein. Das kann unter Umständen mal ein wenig dauern.“

Nach einer weiteren vorsichtigen Nachfrage, ob ich sie richtig verstanden hätte, wechselte ich das Thema und plauderte noch ein wenig über die mannigfaltigen Prozessprobleme, die beim Bestellen einer solchen BahnCard auftreten könnten, verabschiedete mich freundlich und war erstmal ziemlich geschafft.
Olaf sagte mir später, dass er ein ähnliches Problem gehabt habe, und dann beim Verlängern / Neubestellen der BahnCard am Schalter die BahnCard mit der Kreditkarte bezahlt habe. Fehler. Die Bahn hätte nämlich den selben Betrag später nochmals von seinem Girokonto eingezogen. Da er den Betrag zurückbuchen ließ, hat er es nun immer noch mit einem Inkassounternehmen zu tun. Gekauft hatte er die BahnCard im Januar.

Ich werde also morgen am Schalter sehr, sehr vorsichtig sein.

Mehrere Sachen lehrt uns diese Geschichte: Zum einen werde ich wohl noch lange, lange Arbeit haben. Und wenn man sich dann mal vorstellt, wie viele Leute wahrscheinlich damit beschäftigt sind, Sachen auszudrucken, irgendwo hin zu transportieren und dort wieder einzuscannen – ich meine, diese ganzen Arbeitsplätze müssten eigentlich schon jetzt in die Arbeitslosenstatistik einfließen. Dann würde viel klarer werden, dass Erwerbsarbeit sehr bald kein Mehrheitsphänomen mehr sein wird. Es muss sich noch viel ändern. Wenn das ohne viel Blutvergießen passiert, können wir sehr dankbar sein.

2 comments Der Medienbruch an sich

Internetausdrucker gibt es wirklich!…

ich hab tränen in den augen. ich glaube das kommt vom lachen. oder vielleicht aus freude, dass ich endlich nicht mehr allein bin mit meiner erfahrung. schaut euch diesen Beitrag von Simon an.

um wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, muss ich nun …

Christoph says:

schon wieder gelacht. und gleich selbst einen blog-eintrag geschrieben. ich hab noch nie ein trackback gemacht und weiß nicht ob es funktioniert. falls nicht gibt es ja noch diesen kommentar. danke dass wir darüber sprechen konnten. das internet ist eine große selbsthilfegruppe.

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